Heimwerken ist Männersache: Überholte Vorstellung?
Die Frau wählt aus, der Mann baut auf. Heimwerken ist Männersache – dieses Klischee hält sich hartnäckig. Ist das Stereotyp noch zeitgemäß? Eine Umfrage deutet an, dass diese Rollenverteilung weitaus weniger eindeutig ist als angenommen. Zeit umzudenken.
Heimwerken ist Männersache – stimmt das noch?
Wer Möbel einkauft, hat zwei Möglichkeiten: Selber zusammenbauen oder vom Profi montieren lassen. Wer die Anleitung hält und wer den Hammer schien lange – auch befeuert von Umfragen – eine klare Angelegenheit.
So kam eine Umfrage von Innofact für Immobilienscout24 zu dem Ergebnis, dass zwei Drittel der Männer sich als Heimwerker verstehen, die Angelegenheit selbst in die Hand nehmen. Dahingegen versuchten sich lediglich nur Drittel der Frauen an der Selbstmontage. Allerdings bezog sich die Umfrage auf Österreich, wo ein kulturell bedingt anderes Rollenbild verankert sein könnte als in Deutschland. Zum Anderen ist unklar, welche Rolle Effekte der sozialen Erwünschtheit, die sich auf eben jenes Rollenbild beziehen, gespielt haben könnten.
Wie vorherrschend die Vorstellung des männlichen Heimwerkers im Nachbarland ist, zeigt die Frage, welches Geschlecht das Heimwerken besser beherrsche. Eine überwältigende Mehrheit traut den Männern in dieser Disziplin mehr Geschick zu als den Frauen.
Rollenbild im Wandel
Dass dieser Geschlechterunterschied zumindest bezogen auf die Montage von Möbeln weitaus weniger gravierend ausfällt, dafür hat eine Umfrage des Gfk im Auftrag von Galaxus Indizien gefunden. Glaubt man der Untersuchung, könnten Frauen im Möbelaufbau sogar eigenständiger als Männer sein. Ganz eindeutig ist das aufgrund der Fragestellung zwar nicht. Gefragt wurde, wer seine Möbel lieber vom Profi aufbauen lässt und wer lieber darauf verzichtet. Dennoch kann das Ergebnis durchaus als Hinweis auf einen höheren Heimwerkeranteil unter Frauen verstanden als nach dem Klischee angenommen. Ganze 21,5 Prozent der Männer bevorzugen, die Montage abzugeben, wohingegen sich unter den Frauen lediglich 17,1 Prozent dafür entscheiden.
Überhaupt scheint ein weitaus gewichtigeres Vorhersagekriterium für die Selbstmontage nicht das Geschlecht, sondern der Wohnort zu sein. In kleinen Dörfern unter 5000 Einwohnern ist der Anteil der Selbstmontierenden doppelt so hoch wie in Städten über 5000 Einwohnern.
Umgekehrt verhält es sich übrigens bei der Lieferung: Hier wünschen sich mehr Frauen einen Transport nach Hause, während Männer eine größere Bereitschaft angeben, diese selbst abzuholen.
Fazit
Die Vorstellung des Heimwerkertums als Männerdomäne hält sich hartnäckig. Es gibt jedoch Anzeichen, dass die Rollenverteilung unter den Geschlechtern weitaus weniger eindeutig ist als angenommen. Vielmehr scheint die Umgebung eine prägende Rolle zu spielen. Heimwerken ist Männersache – es spricht einiges dafür, dass wir dieses Klischee bald ad acta legen müssen.
Auch wir haben uns spätestens bei dem Versuch, eine Schiebetür selbst zu bauen von diesem Klischee getrennt: Am meisten Geschick und Know-How besaß die einzige Frau im Team.
Quelle und weiterführende Artikel: innofact-marktforschung.de, galaxus.de