Tapezieren – nur was für Männer?

Tapezieren Vorschau

Tapezieren ist out? Von wegen! Es gibt Wände, die man nicht einfach überstreichen kann, weil schon zu viele Löcher zugespachtelt worden sind und so nie eine glatte Wand entstehen würde. Oder weil Mann oder Frau eine Wand abwaschbar haben möchte, zum Beispiel in der Küche hinter der Arbeitsplatte. Vor allem aber gibt es dir die Freiheit, ganz einfach verführerische neue Looks für dein Zimmer zu kreieren. Oder ihr habt sowieso schon eine Vorstellung, wie ihr eure Wände gern neu tapezieren würdet: Sei es wie eine Steinwand, wie eine Holzwand oder mit bunten Mustern. Oder doch lieber wandgroßes Waldfoto für das Nature-Feel. Es gibt nichts, was es nicht gibt. Und noch ein Grund für’s Tapezieren: Es ist kein Hexenwerk und Tapezieren macht, vor allem zu zweit, richtig Spaß.

Tapezieren Galerie1

Was ihr braucht

Mit Werkzeug muss man nicht perfekt ausgestattet sein: Eine Schere und ein Cuttermesser, Lineal und Bleistift, Eimer und einen Quast für den Kleister, einen weichen Lappen und eine alte Kleiderbürste. Eine Wasserwaage lässt sich auch durch eine Schnur mit Gewicht ersetzen. Eine Haushaltsleiter und ein Tapeziertisch sind praltisch und gar nicht teuer.

Und dann natürlich die Tapete und, wenn ihr keine selbstklebende Tapete ausgesucht habt, den dazu passenden Kleister. Nach der schweren Entscheidung für eine Tapete ist der nächste Schritt relativ einfach: die Menge. Also Raumhöhe mal die Breite aller Wände. Standardmäßig sind auf einer Rolle 5 m². Rechnet großzügig, eine unangebrochene Rolle zurückgeben ist meist kein Problem, zu wenig zu haben dagegen extrem nervig.

Noch ein Wort zu den Arten von Tapeten: Selbstklebende Tapeten ersparen einem die Arbeit mit dem Kleister, geht ziemlich einfach. Aber Vorsicht beim Untergrund: Der muss möglichst glatt und fettfrei sein! Vliestapeten, auch Strukturtapeten sind einfacher zu verarbeiten, weil sie recht robust sind, nicht leicht einreißen etc., sind halt auch mit Kunstfaser. Raufaser ist einfach, weil es kein Muster zu beachten gibt. Und nach dem Überstreichen verschwindet auch so mancher kleine Sündenfall.

Die Vorbereitung

Zur Vorbereitung müssen die Wände frei geräumt sein, die Sicherung raus und Abdeckungen der Schalter und Steckdosen abgeschraubt, eventuell auch die Fußleisten. Auch wichtig: Fenster zu, damit’s nicht zu schnell trocknet. Alte Decken o.Ä. auf dem Boden vergrößern den Spaß, weil dann auch Kleckern erlaubt ist. Dann wird es Zeit, in einem Eimer den Kleister anzurühren, der muss etwas ziehen. Achja, schöne Tapete brauchst du natürlich auch! Wir helfen bei der Suche.

Das Zuschneiden der Tapetenbahnen ist einfach, wenn es kein Muster gibt: Die Raumhöhe und für oben und unten jeweils 8 – 10 cm zugeben. Bei gemusterten Tapeten ist es wichtig, dass die Muster auf den Bahnen genau zusammen passen. Meist ist auf der Rückseite der Tapete ein sogenannter Rapport aufgedruckt, also der Punkt, wo das Muster beginnt.

Für den Anfang sind zwei Dinge wichtig: Eine senkrechte Linie als Startpunkt – da kommt die Wasserwaage oder eine selbstgebastelte Lotschnur zum Einsatz: an mehreren Stellen vor allem in der oberen Hälfte der Wand mit dem Bleistift anzeichnen, wo ihr die erste Bahn anlegen wollt. Und dann die Richtung: Immer von der Lichtquelle, in der Regel dem Fenster weg tapezieren!

So gehts – Tapezieren leicht gemacht

Die erste Bahn auf der Rückseite mit dem Quast satt einkleistern, dabei auf die Ränder achten, die sollen gut kleben. Aber nach Möglichkeit sollte kein Kleister auf die Vorderseite gelangen wegen Flecken. Also lieber gleich abwischen. Der Kleister sollte ca. 10 Minuten einziehen, dafür das untere Drittel einklappen, am oberen Ende ca. 3 cm umklappen und dann auch diesen Teil der Bahn umlegen. Beiseite legen, aber Vorsicht: nicht knicken!

Während die erste Bahn einzieht, könnt ihr schon mal die zweite einkleistern und auch zusammenlegen.

Genauigkeit beim Tapezieren zahlt sich aus

Und jetzt der Grönemeyer-Job: Männer nehmen alles ganz, ganz, ganz genau! Die erste Bahn am oberen Ende nehmen und an der angezeichneten Stelle so oben an der Decke ansetzen, dass die eingeklappten 3 cm an die Decke kommen und dort keine Flecken hinterlassen. Nach und nach die Tapetenbahn wieder auseinanderfalten und vorsichtig entlang der senkrechten Linie ausrichten, mit Lappen oder Bürste, immer von der Mitte fischgrätartig nach außen hin möglichst blasenfrei an die Wand streichen. Da ist es sehr hilfreich, wenn ein Helfer unten die Tapete von der Wand abhält. Wenn der obere Teil gerade hängt, könnt ihr den unteren Teil aufklappen und einfach anbürsten.

Wenn’s nicht gleich ganz senkrecht wird oder eine Luftblase entstanden ist, lieber gleich nochmal ein Stück abziehen und nachjustieren. Aber kleinere Blasen trocknen über Nacht auch meist weg. Jetzt oben in der Kehle zwischen Wand und Decke mit der stumpfen Seite der Scherenspitze vorsichtig die Tapete in die Ecke drücken, wieder abziehen und entlang der so entstandenen Linie mit der Schere abschneiden und wieder mit dem Lappen andrücken. Mit dem Cuttermesser abschneiden birgt die Gefahr, dass die Tapete einreißt. Schließlich genauso auch am unteren Ende die Tapete abschneiden und fertig hängt die erste Bahn. Die nächste Bahn wird jetzt einfach auf die gleiche Weise an die erste Bahn angesetzt und ebenfalls angestrichen.

Mit der Zeit werdet ihr einen Rhythmus finden, in dem ihr einkleistert und anklebt. Wie umgehen mit Fensterlaibungen? Die Bahn darf nicht auf der Kante enden, also oben und unten einschneiden und schön gleichmäßig um die Ecke biegen, von der Mitte nach außen. Das fehlende Stück so schneiden, dass ihr es an der Fensterkante ansetzen und ca. 2 mm vor der Kante überlappend abschließen lassen könnt. Steckdosenöffnungen kann man leicht mit dem Cuttermesser ausschneiden. Am Schluss nicht vergessen: Sicherung wieder rein – sonst blamiert sich der Mann!



LETZTES UPDATE: 17.August 2021 von
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