Vatertag – Ist er noch zeitgemäß?
Der Vatertag steht vor der Tür. Für die einen ist er ein willkommener Anlass zu feuchtfröhlicher Feierei, für andere ein Tag der Zusammenkunft der Familie und für viele ein überflüssiger und gesellschaftlich überholter Brauchtum. Aber weißt du überhaupt, warum wir den Vatertag feiern und wie er entstand?
Woher kommt der Name Vatertag?
Der Vatertag als Feiertag zu Ehren des Vaters, ginge auf ein Ereignis in den USA zurück, wird oft zitiert. 1910 habe dort Sonora Smart Dodd eine Bewegung ins Leben gerufen um die Väter zu ehren. Denn seiner Meinung nach war die Ehrung der Mutter durch den Muttertag ungerecht, solange es keinen Vatertag gibt. Er selbst wurde von einem alleinerziehenden Vater von insgesamt sechs Kindern großgezogen, da seine Mutter im Kindsbett starb. Auch wenn bereits 1924 erste Bemühungen angestrebt wurden, den Vatertag offiziell zum Feiertag zu machen, wurde der Vatertag erst 1972 durch den damaligen Präsidenten Richard Nixon zum Feiertag ernannt.
Tatsächlich ist es jedoch wahrscheinlicher, dass der Brauch zumindest im deutschsprachigen Raum auf die Herrenpartien des 19. Jahrhunderts oder die Verweltlichung einer christlichen Tradition, die Wiedervereinigung Jesu mit seinem Vater, zurückgeht.
Der Herrentag in Deutschland
Auch in Deutschland wird der Vatertag jährlich gefeiert, doch ist er bei uns kein offizieller Feiertag. Damit er trotzdem für alle Männer frei ist, hat man sich darauf geeinigt, ihn auf den gleichen Tag wie Christi Himmelfahrt zu legen. Damit fällt der Tag jedes Jahr 39 Tage nach Ostersonntag auf einen Donnerstag. Dieser Brückentag wird von Männern gerne genutzt, um Abstand von der Arbeit zu gewinnen und Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen.
Ein Tag nicht nur für Väter
Im Gegensatz zu den USA ist dieser Tag jedoch nicht allein den Vätern vorbehalten. Besonders beliebt ist der Vatertag bei jungen Männern, die ihre Männlichkeit mit Bollerwagen und Bierkiste gebührend feiern. Erste Aufzeichnungen über solche Männerausflüge gibt es schon aus dem Mittelalter. Darin ist zu sehen, dass diese Ausflüge sich aus kirchlichen Prozessionen entwickelten, bei denen die Kirche immer weiter in den Hintergrund und das weltliche Vergnügen in den Vordergrund getreten ist.
Andere Quellen gehen davon aus, dass die Tradition des Vatertagsausflugs auf sogenannte Flurgänge zurückgeht. Im 18. Jahrhundert war es Brauch, heranwachsende Burschen in einer Art Aufnahmeritual in den Stand der erwachsenen Männer zu überführen und mit ihren Pflichten der Grenzkontrolle vertraut zumachen.
Regionale Unterschiede des Vatertags in Deutschland
Heute ist dieser Tag in Deutschland regional unterschiedlich. Den Vatertag mit Bollerwagen und Bier zu begehen ist zum Beispiel besonders im weniger religiös geprägten Osten Tradition. Hier wird der Vatertag, wahrscheinlich in Anlehnung an die Herrentagspartien auch Herrentag genannt. Angestoßen soll der Brauch von einer Brauerei geworden sein, die nach Wegen suchte, ihren Umsatz zu steigern. In einigen Regionen ist dieser Tag den Vätern vorbehalten. In anderen wiederum feiern alle Männer ihr Geschlecht. Häufig wird der Vatertag mit der Familie, der Herrentag jedoch eher mit den Freunden verbracht. In Verruf gerät der Tag vor allem dadurch, dass zu viel Alkoholkonsum diesen Tag etwas wilder geraten lässt, als es sein sollte.
So wird der Vatertag in anderen Ländern begangen
In Italien und Spanien ist der Vatertag eher der Familie, denn dem Vater allein gewidmet. Gemeinsame Ausflüge stehen auf dem Programm. Kleine Geschenke für den Vater ebenso. Anders als in Deutschland wird er dort schon am 19. März begangen. Auch in anderen Nachbarländern wie den Niederlanden oder Frankreich findet der Vatertag passenderweise am Josephstag statt.
In der Schweiz ist die Tradition des Vatertags vergleichsweise jung. Ihn gibt es dort offiziell erst seit 2007. Hier steht die Beziehung der Väter zu den Kindern im Vordergrund und wird benutzt, um seine Rolle in der Gesellschaft zu diskutieren.
In Österreich dagegen wird der Vatertag erst im Juni begangen und ist eher mit dem hiesigen Muttertag vergleichbar. Geschenke sind ein Must.
Ist der Vatertag noch zeitgemäß?
In so mancher Vatertagstradition in Deutschland ist übermäßiger Alkoholkonsum und chauvinistisches Gebaren fest verankert. Sie propagieren und transportieren überwiegend veraltete gesellschaftliche Ideale wie ein männerzentriertes Weltbild und Machismus. In dieser Form darf der Vatertag durchaus als überholt angesehen werden.
In einem anderen Kontext ist der Vatertag ein Anlass, die Bindung des Vaters zu seinen Kindern zu betonen und seinen Wert innerhalb der Familie wertzuschätzen. Als solcher kann der Vatertag eine Pendant zum Muttertag sein und den Familienzusammenhalt stärken. Vielleicht können wir uns ein Beispiel an der Schweiz nehmen, wo anlässlich des Vatertags das Hinterfragen und Entwickeln der Vaterrolle in der Gesellschaft im Vordergrund steht.