Haus bauen 2023 – sinnvoll trotz Kostenexplosion?
Jetzt Haus bauen oder lieber warten? Diese Frage beschäftigt derzeit viele, die sich ihren Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen möchten. Wir haben die Situation für euch analysiert und sind zu einem überraschenden Ergebnis gekommen.
Deshalb sind die Baukosten explodiert
Die während und durch Corona enorm gestiegene Nachfrage und beeinträchtigte Lieferketten haben zu einer Kostenexplosion beim Hausbau geführt. Mit dem Ukraine-Krieg hat sich die Situation abermals verschärft. Lohnt es sich jetzt noch ein Haus zu bauen, oder solltest du deinen Traum lieber aufschieben und auf bessere Zeiten warten?
Corona und die gestiegene Nachfrage nach dem Eigenheim
Während Corona haben wir unseren Lebensraum neu evaluiert. Der private Raum hat gegenüber dem öffentlichen an Relevanz gewonnen. Wenn der Bewegungsradius schon begrenzt ist, möchte man auf dem Raum, der einem bleibt, möglichst ungestört sein und tun und lassen können, was einem gefällt. Natur ist wichtiger als Anbindung an das öffentliche Leben. Das eigene Haus auf dem Land ist mit einem Mal wieder in aller Munde. Die Anzahl Baugenehmigungen ist in den Corona-Jahren enorm gestiegen, ein regelrechter Bauboom ausgebrochen. Mit der Nachfrage stieg der Preis.
Lieferverzögerungen
Und das war noch nicht alles. Der seit dem Schiffstau im Suezkanal gestörte internationale Handelsverkehr hatte seinerseits Preissprünge und ungewisse Lieferzeiten zur Folge. Die Preise für Logistik haben deutlich angezogen. Die Terminierbarkeit ist schwierig geworden.
Kostenexplosion beim Haus bauen seit Kriegsbeginn
Mit dem Ukraine-Krieg steigt jetzt auch noch der Rohstoffpreis ins Unermessliche – und mit ihnen der Preis für Baumaterialien. Teuerungsraten von 100% über wenige Tage auf bestimmte Teile sind die Folge. Russland ist Deutschlands wichtigster Rohstoffimporteur. Erdöl ist für den Hausbau unverzichtbar. Die für den Hausbau notwendigen Kunsstoffkomponenten wie zum Beispiel Dämmungen können nur mit Erdöl gefertigt werden.
Der eingeschränkte Handel betrifft auch das Holzgeschäft: Russland ist einer der weltgrößten Holzexporteure. Holz wird global gehandelt. Ein vermindertes Exportvolumen bestimmt auch hierzulande den Holzpreis. Ähnliches verhält sich mit anderen für den Bau essentiellen Rohstoffen wie Aluminium, Nickel und vor allem Magnesium. Rohre, Legierungen aber auch Baumaschinen sind ein rares Gut.
Aber nicht nur der Wegfall vieler Handelsbeziehungen zu Russland sind problematisch. Auch der Ausfall von Lieferungen aus der Ukraine ist problematisch. Das betrifft vor allem Baustahl, dessen Produktion größtenteils eingestellt werden musste.
Reibungslose Planung unmöglich
Der Hausbau ist zurzeit nicht nur deutlich teuerer als noch vor zwei Jahren, sondern zudem nur schwer planbar. Viele kleinere Bauunternehmen, aber auch Handwerksbetriebe haben keine großen Lagerbestände; wann und zu welchem Preis einzelne Teile zu haben sind, ist nicht immer ermittelbar. Das macht es schwierig einen naht- und reibungslosen und damit preiseffizienten Bauablauf zu gestalten.
Ist Bauen deshalb zu diesem Zeitpunkt ein irrwitziges Vorhaben? Wir glauben nein. Denn wenn sich auch die Rahmenbedingungen deutlich erschwert haben, gilt es die aktuelle Situation nicht nur anhand dessen, was war zu bewerten. Auch die Perspektive muss ein Gradmesser sein. Und die verheißt keine erwartbare Entspannung der Lage.
Jetzt Haus bauen irrational?
Russland als Lieferant wird wahrscheinlich über Jahre hinweg isoliert, die Handelsbeziehungen sich nicht erholen, sondern eher weiter verschlechtern.
Die Rohstoff- und Energiepreise, die den Preis der Immobilienentwicklung maßgeblich beeinflussen, werden selbst bei Erschließung neuer Quellen zumindest auf hohem Niveau verharren. Daran können wahrscheinlich auch kurzfristig erhöhte Fördermengen des zweitgrößten Energielieferanten Europas, Norwegen, nichts ändern.
Der Krieg wird die Nachfrage nach physischen Investitionsobjekten wie Immobilien weiter steigen lassen. Die mit dem Krieg einhergehende zusätzliche Inflationssteigerung wird Zinserhöhungen unumgänglich machen. Das macht sowohl den Einkauf der Materialeinkauf für Firmen teurer als auch die Geldbeschaffung für private Bauherren.
Eine Preisstabilisierung ist weder aufgrund veränderter geopolititischer, makroökonomischer oder einer abflauenden Baulust zu vermuten. Wenn du deinen Traum nicht auf absehbare Zeit nicht ganz begraben willst, könnte es günstiger sein, jetzt als später zu bauen.
Was du jetzt tun kannst
… dir gut überlegen, wie du dein Haus baust und vor allem gute Nerven mitbringen, da zurzeit nicht alles kalkulierbar ist. Jetzt gilt es flexibel in der Ausgestaltung, vor allem bei der Wahl der Materialien sein. Je weniger du auf bestimmten Details bestehst, desto leichter und kostengünstig realisierbar wird dein Projekt. Wer bereit ist, unkonventionellen Lösungen eine Chance zu geben oder auf Vergangenes zu setzen, das erprobt ist aber nicht ganz dem Zeitgeist entspricht, hat weniger Probleme bei der Beschaffung.
Auch die Wahl des Bauunternehmens und die Entscheidung, ob Architekten- oder Fertighaus kann eine große Rolle spielen. Je größer die Bauunternehmen, desto reliabler sind in der Regel die Kostenprognosen, da große Unternehmen eine bessere Einkaufsposition haben und meist große Materialvolumina im Voraus bestellen. Sie können euch deshalb Fixkosten anbieten, den Einfluss der Preisdynamik des Markts auf dein Bauvorhaben abschwächen. Aus diesem Grund kann das Fertighaus im derzeitigen Klima ein großer Vorteil sein. Aber auch sonst dürfte es günstig sein, so wenig Unternhemen wie möglich am Projekt zu beteiligen, um Risiken negativer Interaktionseffekte zwischen Arbeitsschritten unterschiedlicher Unternhmen abzuschwächen.
Neben großen Unternehmen, kann es auch sinnvoll auf bauliche Lösungen zu setzen, die von schlechten Liefer- oder Preisbedingungen unbeeinträchtigt sind. Innovative Materialien und technische Neuerungen, die noch keine große Verbreitung gefunden haben, sind unter Umständen verfügbarer und einen Blick wert. Am Ende brauchst du vor allem zweierlei: Eine Offenheit gegenüber verfügbaren Alternativen und einen langen Atem.
Quellen und weiterführende Links: rnd.de, handelsblatt.com, spiegel.de
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