Holzpreis explodiert – warten oder trotzdem bauen?

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Holz ist das Baumaterial dieses Jahrzehnts – oder so dachten wir zumindest. Dann kamen Corona und der Ukraine-Krieg – und mit ihnen die Preisexplosion des Rohmaterials. Die Gründe dafür sind vielfältig. Ist der Trend zum Holzbau damit schon wieder zu Ende? Was bedeutet die Holzknappheit und der gestiegene Holzpreis für die Inneneinrichtung? Wir geben einen Überblick.

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Warum Holz so gefragt ist

Beton und Stahl haben die Architektur des 20. Jahrhunderts beherrscht. Sie hatten gegenüber den Holz- und Steinkonstruktionen vergangener Jahrhunderte wesentliche Vorteile in Sachen Belastbarkeit, Preis und Handhabung. Seinen erneuten Aufschwung als Bau und Gestaltungsmaterial hat Holz unter anderem einer Sensibilisierung gegenüber Nachhaltigkeit und Umwelt zu verdanken. Die Immobilienentwicklung beziehungsweise die Baubranche ist für einen erheblichen Prozentsatz der weltweiten Umweltbelastung verantwortlich.

Holz ist herkömmlichem Baumaterial in ökologischer Hinsicht um Längen voraus. Holz wächst nach. Die Holzwirtschaft ist, wenn auch nicht frei von Umweltbelastung, weitaus nachhaltiger und schadstoffärmer als die Herstellung und Gewinnung von Ziegeln, Stahl, Stahlbeton und Beton. Ein Umstand, der sich auch in der Ökobilanz von Holzhäusern niederschlägt und sie zur umweltfreundlichen Alternative zu herkömmlichen Ziegelhäusern macht.

Eine weltweite Niedrigzinspolitik sorgte für einen regelrechten Bauboom. Zu der vermehrten Bevorzugung von Holz gegenüber anderen Baumaterialien nicht nur in den Vereinigten Staaten, sondern auch in Europa kommt also eine ohnehin überdurchschnittliche Nachfrage.

Holz beliebt wie nie

Seine neue Beliebtheit verdankt Holz jedoch nicht nur wirtschaftlichen oder umwelttechnischen Gesichtspunkten. Architektur ist wie alles Gestalterische Moden unterworfen, die nur zum Teil auf technologischem Fortschritt beruhen. Holz gilt als ästhetische Antithese zu kalten Materialien wie Stahl und Glas. Als solche wird es vermehrt als genutzt, um die strenge Nüchternheit moderner Architektur zu ergänzen, zu unterbrechen oder zu ersetzen. Oder in anderen Worten: Kalt und grau ist out – leicht, warm und naturnah in.

Verändert hat sich jedoch nicht nur der Hausbau. Der dritte ausschlaggebende Faktor für eine massiv gestiegene Holznachfrage ist ein Trend, der sich coronabedingt verstärkt hat: Do-it-Yourself Projekte wie Möbelbau profitieren von den stofflichen Eigenschaften von Holz. Es ist leicht zu verarbeiten, anzupassen und zu verändern. Die Verbreitung visueller Anleitungen mittels Youtube ist zu einem regelrechten Geschäftszweig aufgestiegen.

Warum der Holzpreis so hoch ist

Seit Ende letzten Jahres schnellt der Holzpreis in die Höhe. Dennoch dürfte die massiv gestiegene Nachfrage nicht allein verantwortlich für die Kostenexplosion sein. Entscheidender ist aller Wahrscheinlichkeit nach fehlende Antizipation. Produktionskapazitäten wurden in den letzten Jahren nur graduell erhöht. Verstärkt wird dies durch einen sogenannten Lag, eine Verzögerung, die sich vor allem in der Länge des Produktionsprozesses gründet. Wenn heute die Produktion verstärkt wird, lässt sich daraus erst in mehreren Jahren Kapital schlagen.

Das allein erklärt aber noch nicht, warum selbst Länder mit großen Nutzholzbeständen wie Finnland, Deutschland oder Österreich einen enormen Preisdruck verspüren. Ja, Holz wird global gehandelt. Dennoch ist die nationale bzw. lokale Preisentwicklung auch von Exportbestimmungen und von der wirtschaftlichen Struktur der Holzproduktion abhängig. Bei gleichbleibendem Exportschlüssel sollten hier eigentlich Reserven zumindest einen Teil der gestiegenen Nachfrage abfedern können.

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Holzpreis auf Rekordhoch – Holzwirtschaft arbeitet unter Hochdruck

Hier sind Ursachen vor allem in fehlendem Personal zu suchen. Die Nachfrage ist derart gestiegen, dass das Holz nicht schnell genug geschnitten werden kann. Dazu kommt, dass Holz nicht alle Holzarten für die Hauskonstruktion geeignet sind. Holz mit besonderen statischen Eigenschaften wie Konstruktionsvollholz muss zudem veredelt werden. Es fehlt schlicht an Verarbeitungskapazitäten, um der veränderten Nachfragesituation Herr zu werden. Eine zunehmend gravierende Beeinträchtigung stellen zudem schon seit Jahren Schädlinge dar. Vor allem der Borkenkäfer vernichtet geeignete vorhandene Holzbestände.

Der Ukraine-Krieg und seine Folgen

Hinzu kommt der Wegfall der Kapazität von einem der größten Holzexporteure weltweit, Russland. Die Sanktionen, die die EU in folge des Angriffs auf die Ukraine beschloß, umfasst auch ein Handelsverbot für russisches Holz. Das Angebot vor allem günstigen Holzes dürfte sich dadurch nochmals verringert haben und den Preis hierfür treiben.

Wie es weitergeht

Wie es weitergeht, ist schwer abschätzbar. Kurzfristig wird der Holzpreis mutmaßlich jedoch kaum nachgeben. Zur Erleichterung trägt lediglich eine sich in Sachen Effizienz erholende Handelskette bei. In Sachen Baumaterialien hat nicht erst der gestiegene Holzpreis einen gewissen Innovationsdruck ausgelöst. Neben Holz müssen andere Baumaterialien erschlossen werden, die ähnliche oder gar bessere bauliche Eigenschaften in puncto Statik, Thermik und Nachhaltigkeit aufweisen. Bis dieser Innovationsschub für (erschwingliche) Alternativen sorgt, hoffen wir auf eine veränderte Implementation von Holz in Design und Architektur. Wir sind gespannt.

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Quellen: orf.at, schoener-wohnen.de



LETZTES UPDATE: 17.März 2023 von
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