Schiebetür selber bauen – Ein Erfahrungsbericht
Wir haben in unserem Büro einen Raum, den wir bisher mehr als bessere Abstellkammer genutzt haben. Das hat zwei Gründe. Erstens: Er ist klein. Und zweitens: Er hat keine Tür. Warum auch, hätte eine nach innen oder außen aufschwingende Tür doch in beide Richtungen für erhebliches Gefahrenpotenzial gesorgt. Aber wie ihn besser nutzen, wenn er so offen steht? Einen Vorhang davor hängen? Als Übergangslösung akzeptabel auf Dauer ein No-Go, schon allein der Optik wegen. Einzige praktikable Alternative: Eine Schiebetür! Eine Schiebetür selber bauen – wie schwer kann das schon sein?
In einem Anfall von Größenwahn haben wir beschlossen, sie einfach selbst zu bauen. Gesagt – getan? Mitnichten. Nur weil wir die unternehmenseigene Instanz in Sachen Interior sind, heißt das noch lange nicht, dass wir zu Tischlern taugen. Und was kommt heraus, wenn Novizen eine Tür bauen? Erstaunlicherweise eine Tür, sogar eine ganz Ansehnliche. Allerdings erst auf Umwegen. Natürlich wollen wir euch unsere Missgeschicke nicht vorenthalten. Hier sind sie.
Der Plan
Bevor es losgehen kann, sollte man ungefähr wissen, wie man die Sache angeht. Wir haben uns Gedanken gemacht und wären beinahe an der höheren Mathematik gescheitert, die das Ausrechnen der Holzmaße erfordert. Ein vielversprechender Anfang. Tür messen, Art der Tür wählen, Holzmaße errechnen, Material festlegen. Ohne die visuelle Hilfestellung unserer Graphikdesignerin, die mehr vom Handwerk versteht als der Rest des Teams zusammen, säßen wir wahrscheinlich heute noch an unseren Skizzen.
Das Einkaufen
Ein verregneter Morgen auf dem Parkplatz eines Hellweg-Markts in Berlin-Friedrichshain. Die Belegschaft kommt zu früh, der Chef zu spät – so gehört sich das. Wie die Lemminge tigern wir durch den Shop. Als Erstes ab zum Holz. Der Mitarbeiter sieht uns und schon nach dem ersten Satz unseres Anliegens kommt sein Blick einem stillen Stoßgebet gleich: Einmal mit Profis. Er schickt uns raus in die Gartenabteilung. Die passenden Latten seien draußen. Sind sie nicht. Wir finden sie wenig später und nur dank der freundlichen Hilfe eines weiteren Mitarbeiters wo? Beim Holz natürlich. Mit engelsgleicher Geduld erduldet er unsere (wahrscheinlich abstrusen) Forderungen und schneidet unser Holz zurecht. So weit, so gut. Dann die Hiobsbotschaft: Es gibt keine Nagelpistole. Naja, echte Männer schaffen das auch so – oder zumindest so ähnlich. Nachdem wir noch eine halbe Stunde in die Grundsatzdiskussion Lack vs. Lasur gesteckt haben, geht es voller Vorfreude in unsere Werkstatt: Den Bürgersteig vor dem Büro.
Es werde Tür
Messen, sägen, leimen, nageln – alles ging leichter von der Hand, als wir es uns hätten Träumen lassen. Gut, ein paar Fingerkuppen wären beinahe im Straßengraben gelandet und größere Konflikte rund um stilistische Verkünstelungen konnten wir nur mittels der Durchsetzung des Rechts des Stärkeren eindämmen. PR-Stellungnahme diesbezüglich: Wir fanden es auch schöner, die Türfläche in drei Felder zu unterteilen, sodass der Rahmen schließlich aus zwei senkrechten Brettern an den Seiten und vier waagrechten Brettern bestand: oben, unten und zur Drittelung dazwischen. Senkrechte Fichtenholzbrettern, die von einem Rahmen aus den gleichen Brettern gehalten und eingefasst werden. Alles in allem ging unsere Arbeit in etwa so reibungslos über die Bühne wie unser Schleifpapier. Wer hätte gedacht, dass in uns digitalen Handwerkern auch ein echter steckte? Beschwipst und euphorisiert von unserem Erfolg und den Dämpfen der Lasur macht wir uns auf zu wohlverdienten Stärkung. Jetzt wissen wir auch, warum die typische Handwerkerbrotzeit so hochgelobt ist. Handgemachter Erfolg macht alles leckerer. Allein aus diesem Grund hat sich das Schiebetür selber bauen schon gelohnt.
Schiebetür selber bauen – Ein hängender Erfolg
Und dann die Aufhängung – ein Team aus echten Hängern (wenn auch nicht gebürtigen Hamburgern) war an der Reihe. Wir Laien waren doch ein bisschen überrascht, wie schwer die Tür geworden war. Also musste die Aufhängung einiges aushalten. Wir haben uns entschlossen, die Laufschiene nicht direkt an die Wand zu schrauben, sondern erst zur Stabilisierung ein kräftiges Brett an die Wand zu setzen, auf dem wir die Laufschiene befestigen wollten. Mit der Tür die Wand einreißen, das sähe uns ähnlich. Diese Vorsichtsmaßnahme hatte gleichzeitig auch den Vorteil, dass es die Tür etwas von der Wand abhob und sie so den alten Türrahmen nicht streifen würde.
Jetzt ging es ans Bohren und Schrauben, vor allem aber ans Messen: Das Brett zu kurz absägen wollten wir doch lieber vermeiden, zu hoch oder zu tief sollte es auch nicht sitzen. Ergo messen und ausrechnen, wie hoch die Schiene genau hängen muss, damit die Tür in der richtigen Höhe hängt. Und waagrecht soll sie hängen, selbstredend. Damit uns unsere Tür nicht davonläuft, musste die Wasserwaage ein ums andere Mal ihres Dienstes walten. Wir haben lieber dreimal gerechnet und gemessen, damit nichts schiefgeht. Viermal wäre unter Umständen noch besser gewesen. Dann kam das Bohren, Dübel reinsetzen, Brett anschrauben.
Die Laufschiene war natürlich in Teilen geliefert worden und musste erst zusammengesetzt werden. Dann die Löcher an den richten Punkten vorzeichnen, bohren und anschrauben. Welch wunderbarer Lärm, Dreck und Spaß. Dann schließlich – nachdem doch doppelt so viel Zeit vergangen war als veranschlagt – der große Moment: die Tür hochheben und einhängen. Hurra – sie hängt und sie rollt! Sie schwebt geradezu! Ein kleiner Schubs mit dem kleinen Finger und schon geht sie los. Ein erhebendes Gefühl, nicht nur für die Tür. Wann haben wir eigentlich das letzte Mal gegessen. Wie die Zeit verflogen ist. Die Moral von der Geschichte: Selber machen macht mehr Spaß und wenn wir das können, kannst du es auch.
Ach übrigens: Wer macht eigentlich sauber? Ich muss weg.
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