#tablescape – wenn der Tisch die Stimmung macht
Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme. Gaumenfreuden im sozialen Rahmen sind ein uraltes Ritual. Festliche Anlässe, Völkerverständigung und Partnerschaftsanbahnung – ohne das zeremonielle Essen kaum denkbar. Der Kenner weiß: Entscheidend ist dabei nicht nur das Essen selbst. Das Setting macht die Erfahrung. Wir zeigen euch, was ein gutes Tablescape ausmacht und warum es sich lohnt.
Der Niedergang der Tischkultur
So mancher schüttelt schon wenn es ums formale Tischeindecken geht verwundert den Kopf. Tablescaping hat bis vor einem Jahr abseits von Hochzeiten eher Augenrollen denn Freude oder Bewunderung hervorgerufen. Selbst Dinnerpartys, früher Anlass für Bouquets und allerlei künstlerische Engagements, fielen vergleichsweise minimalistisch bis kärglich aus. Ein paar Kerzen als Tischdeko waren das höchste der Gefühle an ästhetischem Stimmungsbeitrag. Woran das liegt? Wir haben da eine Vermutung.
Ähnlich wie beim rituellen Kaffeetrinken hat die „to-go-Kultur“ auch das alltägliche Essen immer mehr zur Nebenbei-Tätigkeit degradiert. Gegessen wurde neben, zwischen und während unserer Arbeits- und Freizeitaktivitäten. Für neuzeitliche Verhältnisse ernähren wir uns zwar dennoch vielleicht bewusster denn je – wichtig am Essen ist jedoch weniger das Gemeinschaftliche, sondern sind wir selbst. Welchen Inhaltsstoffen gewähren wir Einlass in unsere Körper, wie viele Kalorien nehme ich zu mir und wie sieht mein Essen auf dem Photo aus, sind die Aspekte des Essens, die vermehrt eine Rolle spielen.
Das wichtige am Essen ist immer weniger die Erfahrung und das Verbindende des Essens. Wie beim Schlafen ist das Essen zu etwas Notwendigem geworden, dem wir uns beugen, um gesund, gutaussehend und leistungsfähig zu sein. Selbst den Rest an Sinnlichkeit nehmen wir dem Essen, indem wir es für digitales Alter Ego zweckentfremden. Guck mal, wie lecker das aussieht. Gut, nicht? Gegessen werden muss es eigentlich gar nicht mehr.
Warum Tablescape wieder in ist
Mit Beginn der Coronazeit, da viele unserer bis dahin währenden Strukturen wegbrachen und wir völlig auf Restaurantbesuche verzichten mussten, setzte eine Trendwende ein. So verstaubte Bräuche wie regelmäßige Spieleabende oder Familienessen waren mit einem Mal zurück an der Tagesordnung und wurden genossen. Ein Essen mit Freunden war keine Selbstverständlichkeit, sondern ein intimes Erlebnis. Durch erzwungene Distanzierung erstarkte der Wunsch nach Gemeinsamkeit, durch die Unsicherheit der nach den grundlegenden, kleinen Freuden des Lebens. Mit der Bedeutung kehrte auch die Freude an all jenen Kleinigkeiten zurück, die das Essen zum Zeremoniell machen. Allen voran der Ort des Geschehens: Sein Aussehen macht das Essen zum Event. Mittlerweile ist Tablescaping selbst im privaten Rahmen wieder beliebter denn je.
Tablescape – so gelingt das perfekte Arrangement
Tablescaping verlangt nach Kreativität. Stelle dir vor, du produzierst einen Film und bist Bühnenbildner und Regisseur in einer Person. Die Szene, eine Dinnerparty. Welche Geschichte du schreiben willst, hängt davon ab, welche Menschen an ihr teilnehmen werden und in welcher Verbindung sie zueinander stehen. Male dir die Atmosphäre aus, die du dir für die Zusammenkunft dieser Gemeinschaft wünschst.
Welche gestalterischen Mittel fallen dir ein, um diese Atmosphäre zu erzeugen oder zu unterstützen? Das fängt beim Porzellan an, geht bei der Wahl der Servietten, den Serviettenringen weiter und hört dort noch lange nicht auf. Welche Blumenarrangements passen zu der Szene aus deiner Vorstellung? Welche Kerzenhalter und welche kleinen dekorativen Aufmerksamkeiten an die Gäste? Wie muss die Beleuchtung gestaltet werden? All das sind Fragen, die du dir für ein gelungenes Tablescaping beantworten können musst.
Die Gestaltung des Tisches muss jedoch nicht nur zur sozialen Situation, sondern auch zum Essen und zum Anlass passen. Zu einem feinen Essen passt eine dezentere, weniger ausladende Tischdeko, die das Essen selbst ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Anlässlich des Kindergeburtstags darf ruhig der ganze Tisch bedeckt sein. Ein überladenes Tablescape gibt es hier nicht.
Tischdeko an Weihnachten
Zu Weihnachten sollte es festlich-winterlich zugehen. Die Weihnachtsfarben Rot und Grün können von Stoffservietten und einem kleinen Bouquet vertreten werden. Mit Watte, Kokosrasspel oder einzelnen lose verstreuten weißen Rosenblättern bekommst du wetterunabhängig zumindest zu Tisch eine weiße Weihnacht. Tannenzapfen und silbern schimmernde Kerzenleuchter runden das Ensemble ab. Heute dürfen ruhig die Kristallgläser, das Silberbesteck und Serviettenringe ausgepackt werden. Letztere könnt ihr aus Bast oder Tannenzweigen auch selbst basteln. Achtet darauf, dass die Deko zu eurem Weihnachtsmahl passt. Solltet ihr nur leichte, raffinierte Speisen zu euch nehmen, verzichtet auf zu viele kräftige, dunkle und deckende Farben. Setzt auf die Frische von Gelb, blassem Rosa, sehr hellem Grün und Weiß. Bei herzhaften Mahlzeiten wie Entenbraten sind dunklere Braun- oder Bordeauxtöne willkommen.
Im besten Fall wird das Essen zu einem erinnerungswürdigen Abend, bei dem du die so ursprüngliche wie sinnliche Erfahrung des Essens mit deinen Liebsten teilen kannst und für ein verbindenden Moment gesorgt hast.