Weshalb Wiener Geflecht ein Comeback verdient
Früher waren sie der Standard. Heute zieren Wiener Kaffeehausstühle nur noch traditionelle Kaffeehäuser gehobener Schule. Ihr Verschwinden ist ein Symptom des Niedergangs der Kaffeekultur in Deutschland. Mit Stil des Wiener Geflechts verschwand auch der Müßiggang des Kaffeegängers. Ein Zufall?
Was ist Wiener Geflecht?
Wiener Geflecht ist ein spezielles Geflecht, das dem ikonischen Wiener Kaffeehausstuhl Nummer 14 von Thonet als Sitzfläche diente. Zierlich, verspielt und doch einfach – so lässt sich das Geflecht wohl am besten beschreiben. Die Verflechtung ist hochstabil. Das verspielte Muster und die Blickdurchlässigkeit der schlank geschwungenen Doppelstrebenlehne und der Sitzfläche machen den Wiener Kaffeehausstuhl zu einem Paradebeispiel für Leichtigkeit bei Sitzmöbeln und das Wiener Geflecht bekannt.
Er ist ein Designhighlight, das heute leider nur noch selten die Bürgersteige säumt. Das Besondere an ihm ist jedoch, dass der optische Eindruck nicht trügt: Er ist tatsächlich so leicht, wie er aussieht. Diese Eigenschaft verdankt er vor allem der fehlenden Massivholzsitzfläche und dem leichten Material des Geflechts. Es wird in der Regel aus Rattan oder Peddigrohr hergestellt.
Warum der Wiener Kaffehausstuhl so beliebt war
Das und seine Robustheit machen ihn zum perfekten für die Terrasse. Er ist leicht zu transportieren und zu verrücken. Die Sitzfläche ist gemütlich und lädt zum Verweilen ein. Mit dem traditionellen Kaffeehaus verschwand auch das Wiener Geflecht weitestgehend von der Bildfläche. Klappstühle aus Aluminium, grobe Vollholzbänke oder gar bunte Plastikstühle ohne Anmut und ohne Grazie haben sie ersetzt. Kein Wunder, schließlich trinken wir unseren teuren, aber schlechten Cappuccino lieber zwischen Tür und Angel aus To-Go-Bechern, als ihn in Ruhe zu genießen und zu verweilen. Das Kaffeetrinken, geht es nach den Verkaufszahlen, ist beliebter denn je, ja schon fast ein Muss – zelebriert wird es nicht mehr. Die Absenz des Wiener Kaffeehausstuhls zeugt davon.
Warum das Wiener Geflecht ein Comeback feiern könnte
Hoffnungsfroh stimmt uns, dass einige Hersteller das Wiener Geflecht wieder oder immer noch im Angebot hat. Allen voran natürlich Thonet selbst, die noch immer alle möglichen Sitzgelegenheiten und Möbel mit ihm überziehen. Selbst IKEA macht bei seinem Schaukelstuhl GRÖNADAL von ihm Gebrauch. Aber auch andere Designer haben die praktischen Materialeigenschaften und den lässigen Shic des Geflechts wieder für sich entdeckt. Lampen, Kommoden und Bürostühle bedienen sich seines Flairs. Wo Designer ihn für sich entdecken, da ist auch die Chance auf eine Rückkehr. Gerade zu neuen Stilen wie dem Scandifornian Chic passt Wiener Geflecht hervorragend. Wir drücken die Daumen.